LYRICS

Warteschleifen EP (2018)

Postkarten

Leben auf den Vorderseiten der Postkarten. Desertierte Zeitsoldaten. Auf der sonnigen Seite der Erde an einer gedeckten Tafel in einem Einfamilienblockhaus neben Schneekanonen und Sternwarten lässt es sich warten auf die Zeitung, auf den Tod, ist doch egal. Auf was auch immer die letzten Jahre deiner Augen gerichtet waren. Ein Startschuss in den Kopf kurz vor der Zielgeraden. In meinem Kopf steckt die Kugel noch drin. Sie gibt mir keinen Namen aber erinnert mich wer ich bin: ein Überlebenkünstler, ein Lebender unter Lebenden, ein Luftschlossgespenst in einer Welt ohne Sinn. Und das ist alles: nur Sternenstaub im All, die Schallwellen des letzten Knalles. Genieß die Aussicht vor der Landung auf dem Asphalt, das ist alles. Die Philosphie des freien Falles.

Warteschleifen

Die gezinkten Karten werden neu gemischt. Lass mich nicht hängen wie ein junger Mensch ab oder ein alter Mann am Strick. Lass mich nicht betteln wie ein armer Mensch um Geld oder ein reicher Mann um Liebe. Lass deine Bibel daheim und deine Waffen zurück. Lass deine weichgepülten Lebenslaufradhamsterträume in einer schwarzen Kiste.

(1)

Komm mit mir auf die Piste und dann nehmen wir den Lift. Und wenn wir am Gipfel sind erzähl ich dir meine Geschichte. Du kannst wählen zwischen: „Junger Mensch hängt ab“ und „Alter Mann am Strick“. Den Letzten beißen die Hunde wie eine Katzenmutter ihr Junges ins Genick. Lass den Blaumann in der Fabrik und den Maßanzug im Büro. Alle Träume verbiegen sich irgendwann wie die Gitterstäbe im Zoo und die ganze Affenbande brüllt und zieht dann um in den nächsten Käfig mit Aussicht auf die Menschen und dreimal täglich Futter. Das süße Leben, Wasserspender und Würfelzucker. Warme Wohnzimmerworte für depressive Müllschlucker. Ausgekochte Küchenzeilen für den täglichen Gebrauch. Das Lachen kommt aus dem Bauch und danch in die Dose und die Dose in den Keller. Wir wollen das Glücksrad neu erfinden und fallen in einen Propeller, werden zerhäckselt von den Kampfhubschraubern der Liebe, die abheben und Bomben werfen für den besten aller Kriege.

(2)

Morgen wird alles besser aber heute ist das gottverdammte morgen von gestern, morgen ist Silvester, morgen ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens. Stell dir den Wecker, steh auf und geh die Einfahrt fegen. Warten aufs Wetter. Wir sind Schweinefleisch im süß-sauren Regen, lesen die Zukunft in den gezinkten Karten, die wir uns zurechtlegen. Lass den guten Mann einen lieben Gott sein, der dir deine Lügengeschichten abkauft zum Spottpreis. Wo wirst du sein, wenn das ewige Eis auf unseren Gehwegen schmilzt? Wenn wir die Startlöcher wieder ausheben für den nächsten großen Sprint? Sich laute Zweifel auf leisen Sohlen einschleichen? Die Ausreden, die uns einfallen, nicht ausreichen? Noch einmal auf die Zunge oder einmal die Zähne zusammenbeißen bevor die Geier dich umkreisen. Vor der Todesstarre in deinen kalten Händen ein heißes Eisen. Du hast keine Zeit zu bereuen, dass du bereust oder zu träumen, dass du deinen Träumen davonläufst.

Phasendrehen (ft. Max Popp)

(Ref)

Wir schieben Regler, drehen Platten auf Matten und Tellern, kratzen Kanäle, vertreiben die Angst wie Gift die Ratten aus den Kellern und tanzen in kronleuchterlosen Ballsälen, den Fabriken für Papier und Stift, den Tanz der Gequälten und kriechen langsam und weich in die Champagnerfalle, vom Rauch benebelt, bis keiner mehr steht und nach dem Drehen der Phasen die Sonne aufgeht, folg‘ ich dir unauffällig, wenn ich die Regler schiebe, auf die graue Seite der Liebe.

(1)

Die Uhr hat sich vertickt. Das Leben zieht kleine Kreise. Die Eisenbahn im Keller, unsere Ohren auf den Gleisen. Heisenberg und Songs Ohia. Leiser werdendes Schweigen. Der Kleister hält die Traumstrandtape nicht mehr lange auf den kurzen Beinen der Lügen. Die Wahrheit holt uns ein. Liebling ich habe die Kinder gegossen, die Zimmer werden zu klein. Ein Heim wie ein Aussichtspunkt Punkt Komma Strich. In den Augen brennt noch Licht. Ein Zuhause über dem Nichts.

Mond tötet Sonne tötet Mond tötet Sonne…

(Ref)

Wir schieben Regler, drehen Platten auf Matten und Tellern, kratzen Kanäle, vertreiben die Angst wie Gift die Ratten aus den Kellern und tanzen in kronleuchterlosen Ballsälen, den Fabriken für Papier und Stift, den Tanz der Gequälten und kriechen langsam und weich in die Champagnerfalle, vom Rauch benebelt, bis keiner mehr steht und nach dem Drehen der Phasen die Sonne aufgeht, folg‘ ich dir unauffällig, wenn ich die Regler schiebe, auf die graue Seite der Liebe, auf die graue Seite der Liebe, auf die graue Seite der Liebe…

(2)

…auf der grauen Seite der Liebe. Hisse die weiße Fahne am schwärzesten aller Tage. Zertrampelt von der täglichen Parade. Der Weg vom Arzt zur Arbeit. Der Weg vom Müll zum Automaten. Vom Kreissaal ins Wartezimmer der Lebensaufgaben. Ein Bauplan für den Wahnsinn. Wer hat den Durchblick hinter der Milchglasfassade. Die Rolladenvertreter ziehen weiter ihre Bahnen. Für die Einsamkeit der Massen und die Waffen in unseren Schubladen.
PENG, Sylvesterknaller, Stricknadeln und Seifenblasen.
PENG, ein Kaffee mit Kopfschuss und die Zeitung des Tages.
PENG, lade nach und schiebe die regler hoch für die letzte Nachricht:
PENG, PENG, PENG…

(Ref)

Wir schieben Regler, drehen Platten auf Matten und Tellern, kratzen Kanäle, vertreiben die Angst wie Gift die Ratten aus den Kellern und tanzen in kronleuchterlosen Ballsälen, den Fabriken für Papier und Stift, den Tanz der Gequälten und kriechen langsam und weich in die Champagnerfalle, vom Rauch benebelt, bis keiner mehr steht und nach dem Drehen der Phasen die Sonne aufgeht, folg‘ ich dir unauffällig, wenn ich die Regler schiebe, auf die graue Seite der Liebe.

Wir vertreiben die Angst wie das Gift die Ratten aus den Kellern, wir vertreiben die Angst…
Mond tötet Sonne tötet Mond tötet Sonne…

Leere Batterien

(1)

Ich bau eine Mauer mit jeder Strophe. Mein Leben ist in die Fugen geraten und ich warte auf die Katastrophe in den Vorzimmern der Ärzte. Ein Lachen aus der Dose und ein Haufen schlechter Scherze. Was bist du wert, wenn dich die anderen nicht bewerten, wenn deine Träume fallen wie Laub im Herbst, deine Hand auf dem falschen Herzen. Brennende Kerzen auf Gräbern und Geburtstagstorten. Partygäste füllen deinen Kopf mit leeren Worten. Verkümmerte Sorgen, die Saugnäpfe von morgen für die Autoscheiben-Kuscheltier-Parade auf der Straße der Verdammten, fahren in den sonnigen Untergang. Ein Feuerball für dich und wie viele deiner Verwandten?

(Ref)

Ein Reisegruppenhorrortrip, eine Luxuskreuzfahrt ohne Anker. Nebeneinander wie die Ölsardinen. Tun als ob wir fahren wir auf Schienen. Tanzen den Elektro Boogie mit leeren Batterien.

(2)

Das gute Spiel, die bösen Mienen_Felder, die wir betreten. Ein falscher Schritt und unfreiwillig abheben. Verbrannte Landkarten für ausgebrannte Zeitsoldaten. Lebende Fossilien für die Zukunft wieder eingegraben. DIY – sei der Zimmermann deines Dachschadens. Frische Reime aus dem Hör-auf-deinen-Bauchladen. Wir sind die Auslagen im Schaufenster der Masse, Warentrennstäbe auf einem Laufband unterwegs zur Kasse. Verbrenn deinen Pass! Finde deinen Fluchtweg auf der Rückseite der Nacht! Und wenn du wach wirst, ist das Meer vor deiner Nase unser Heim. Auf aufblasbaren Plastikinseln lassen wir uns treiben.

(Ref)

Ein Reisegruppenhorrortrip, eine Luxuskreuzfahrt ohne Anker. Nebeneinander wie die Ölsardinen. Tun als ob wir fahren wir auf Schienen. Tanzen den Elektro Boogie mit leeren Batterien.

Kammerflimmern

(1)

Verbrannte Zungen in einer Welt voller Wasserkocher. Verbrannte Träume in einem angeketteten Aktenkoffer. Die Firma zahlt für dein Leben hinter der Glasfassade. Auf dem Schachbrett sieht der König aus wie der Pisspage. Steh am Kopierer und wünsche dir einen Reißwolf, die Ärzte liegen im Koma und die Patienten spielen Golf um Katzengold. Die Philosphie des freien Falles. Vor dem Aufprall in den Wolken aber dabei sein ist alles.

(Ref)

Die Zeit läuft ab. Der Zeiger wird zum Zeigefinger. Du läufst in einem Hamsterrad. Leb in den Tag. Aber das geht nicht ohne Nacht. Schlafwandeln durch das Herzkammerflimmern deiner Stadt.

(2)

Deine Lebenslaufradhamsterkäufe schwimmen weg im Regen. Du kommst Heim mit leeren Händen in deine vollen vier Wände. Wo kein Platz mehr für deine Nacht ist, deine Möbel dich hassen. Du hast dich verliebt in die Aussicht aus der Angst, was zu verpassen. Wie ein trauriger Tourist, der alles und nichts gesehen hat. Findest du dein Glück in einer digitalen Kameradschaft. Bereit für den Nahkampf, für den Schnappschuss im Bilderkrieg. Filme die Postkarten-Empfängnis-Zeremonie. Wir kennen den Witz und wollen lachen. Leben lassen und leben lassen. Mein neues inneres Testbild läuft die ganze Nacht. Ich laufe durch die Stadt zu flimmernden Fernsehern in schwarz-weiß. Meine zerschlagene Fresse in den Rissen einer Fensterscheibe.

(Ref)

Die Zeit läuft ab. Der Zeiger wird zum Zeigefinger. Du läufst in einem Hamsterrad. Leb in den Tag. Aber das geht nicht ohne Nacht. Schlafwandeln durch das Herzkammerflimmern deiner Stadt.

(3)

Wir warten, mischen die gezinkten Karten, teilen aus im Uhrzeigersinn und hangeln uns von Sonntagsbraten zu Sonntagsbraten, springen auf den Zug in voller Fahrt, denn: Das ist immer noch das Beste, was wir haben!

(Ref)

Die Zeit läuft ab. Der Zeiger wird zum Zeigefinger. Du läufst in einem Hamsterrad. Leb in den Tag. Aber das geht nicht ohne Nacht. Schlafwandeln durch das Herzkammerflimmern deiner Stadt.

Legoland (ft. Blank, Nimrod, Epilog, Ole Zett, Manuskript)

Trip:

Finde den Vibe, der deinen Alltag zersetzt. Wie ätzende Säure, die deine Augen benetzt. Die Gegenwart ist blind aber nicht taub im Hier und Jetzt. Hör ich den Beat, setz mich hin und schreib meinen Text. Mit jedem Satz wächst die Kraft für den nächsten. Ein Legoland-Albtraum, Holzwege und Kettensägen. Ein Auge auf, müde Hunde, die Schafe zählen, ein Massaker aus Worthülsen, Blut, Schweiß und Tränen. Der süße Schlaf zwischen den Zähnen der Bestie. Wie die Männer im Schützengraben warten auf die Nächte. Für meinen 16er loop ich mein Gedächtnis. Die Gedanken-Karussellfahrt im Freizeitpark der Mächte. Die mich umgeben wie ein haushoher Elektrozaun. Ein Traumtrockner nach der heilsamen Gehirnwäsche. Der Trost der Zeit. Morgen wird alles besser aber heute ist das gottverdammte Morgen von gestern.

Blank:

Die Feder schwitzt ihre dicklich-faulige Brühe. Während ich wieder mal die schwarze Sonne umarme und verglühe. Sie ist ein Gott, der alles will, alles von mir verlangt. Sie singt das Sirenenlied verführerisch und elegant. So wird der vergessene Albtraum von gestern zur Last von morgen. Vom Holzdielenknarren im Geisterhaus werde ich umworben. Ganze Blätter habe ich im Ringen mit mir selbst vernichtet. Was bin ich für ein seltsamer Henker, der was tötet, das sich wieder aufrichtet. Schlafe unter den kalten Brücken meiner Synapsen. Während Schatten im Kerzenlicht mich spotten und laut flachsen. „Vor dem Runterschlucken will der Scherbenhaufen gut gekaut sein. Und du hast ein gutes Gebiss“ flüstern sie in mein Ohr hinein. Meine gesammelten Werke waren doch nur Kritzeleien. Bestimmt als Anzünder für das Fegefeuer, gib mir das Scheit. Dachte, ich bin Zeuge süßen Weltschmerzes, doch ich muss nun einräumen: Ich schreibe nur Wiegenlieder für Nächte gefüllt mit Fieberträumen.

Nimrod:

Die Zucht und die Ordnung ficken in ihrem Palast. Und ich bin der Spanner mit der Faust in der Tasche. Hinter der Hecke, hinter den Worten, hinter dem Inneren meiner Last steht ein Maultier ohne Zähne und trinkt um reinzupassen in das Geschirr auf dem reich gedeckten Tisch dieser Irren. Die den Alltag so hassen, ihn aber lieben wider Willen. Ich hab irgendwann ein Fahrrad verspeist, das in mir fährt. Und seine Zahnräder schneiden jeden Tag in die Leere. Die Schrauben sind fest und da ist Fett auf der Kette. Sie steckt in meinem Hals Chef von jedem Text. Eine Abmahnung pro Zeile kompetenter Vorgesetzter. Kaffee, Kippen und Kantinenessen. Nur sind das 16 bars Freiheit auf einen Beat wie ein Knast. Schwimme als flüchtender Mann in einer Welt aus kaltem Wasser. Und das Weiß meiner Blätter wird schwarz gemustert im Glauben ein Papierflieger zu sein, der auf dich kackt wie eine Taube.

Epilog:

Meine Worte waren von Beginn an schon da. Wenn du mich nur noch einmal fragst, was sie bedeuten, dann werden sie auch wahr. Sie fahren einfach auf ihrem Rad weiter durch Davids klugen Kopf, bis er meint, es wär seins und dann schweigt. Zeit vergeht, das wird jedem so schnell klar. In euren gleichen Leben wurde alles schon gesagt. Zeit einzusehen, jedes Handeln nur vertagt, anstatt einfach gehen: viel geschrieben, nichts gewagt. Sag, was willst du erreichen? Wir gehen nicht über Leichen, nichtmal über die eigenen. Das Schicksal: Enteignung des Geistes im Zweifel. Die wunderschönen Stifte schreiben vom Morgen, wissen das Scheitern. Lass uns nur ein bisschen verweilen, in unserem beschissenem kleinen tickendem Teilen meinen, wir hätten’s dann begriffen, wie Schein und Zersetzung im Wort-Fressflash entstehen durch vernichtende Zeilen.

Ole Zett:

Was ich schreib, beeinflusst meine Zeit. Und alles wird gespeist von Erfahrung. Wahr und so leicht, als fahre ich im Kreis. Ich glaub nicht an den Hype, was immer das auch heißt. Schreib ich nicht mehr, erscheint mir nichts fair. Es ist eine Seite her, sie war weiß und leer. Seis drum, Wein und schlechte Zeiten im Herbst haben sie in 16 Zeilen gefärbt, also scheiß drauf – Yeah. Gib mir dein ersten Stein und ich werf ihn mit verve gegen seitenverkehrte Verse, Reime und Werke. Sprich von Hype, treff den Nerv, wessen Wert, bemisst die Zeit in der ich schreib, ich schätz sie eher richtig nice ohne dass ich’s wirklich weiß.

Manuskript:

Der Pulverschnee von morgen ist auf den Herzen längst geschmolzen. Die blinden Kühe verneigen sich vor dem Schießbolzen. Gefoltert durch die Aphasie im Stellvertreterkrieg ist die ganze Discographie voll mit sinnloser Musik. Die Wahrheit ist das schwächste Glied der Assoziationskette. Eine One-Hit-Wonder auf der veralteten Kassette. Der Empfänger zuckt mit den Schultern anstatt headzubangen. Weil zwischen den Zeilen nur Kondensstreifen hängen. Ich besetze die Botschaft mit einer Schreibblockade. Die Bauern rücken vor und fallen rein auf die Rochade. Ein Zeitvertreib, der leider nicht ausreicht für eine Gage. Ich bin mega gechillt aber schreibe mich in Rage. Die Maschinen nehmen auf, was ich jetzt gerade sage. Und vom Band kommt der Applaus nach der stummen Totenklage. Ich häng lieber in den Bars, wo die Liebe noch zählt. Ich mach schluss nach 16 bars auch wenn die Pointe noch fehlt.